Protokoll 2. Werkstattgespräch „Wohnen, Gewerbe, Verkehr und Infrastruktur“ mit Schwerpunkt auf Wohnen und Infrastruktur
veröffentlicht am 24.09.19In kleiner Runde fand ein erkenntnisreicher und produktiver Austausch statt, aus dem sowohl die Stadtverwaltung als auch die Planer der DSK einige der angesprochenen Probleme, Ideen und Vorschläge mitnehmen konnten, die in den Maßnahmenteil im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) einfließen werden.
Wie bereits in der ersten Veranstaltung stellten sich besonders die Themen Wohnen und Verkehrsinfrastruktur in der Diskussion als vorrangig heraus, da es hier einigen Aufhol- und Optimierungsbedarf laut den TeilnehmerInnen gibt.
Beim Thema Wohnen wurden zunächst Mängel angesprochen, die das Wohnumfeld in Ohrdruf betreffen, wie beispielsweise ein fehlendes gastronomisches Angebot oder zu wenige Freiflächen für eine attraktive Außenbestuhlung eines Cafés oder einer Eisdiele. Als Vorschlag vonseiten der Planer wurde die Idee geäußert, einen Werksverkauf der lokalen Großbetriebe in der Innenstadt zu etablieren, deren Produkte sich überregionaler Beliebtheit erfreuen (Storck, Brandt) und sicherlich einen Anziehungspunkt/ Magnet in der Innenstadt darstellen würden, sodass Kunden und Besucher auch länger dort verweilen und auch andere (gastronomische) Angebote nutzen. Ob ein solcher Werksverkauf mit „Erlebniswelt“ umsetzbar ist und wenn ja, welche ungenutzten Gebäude/ Flächen sich zentrumsnah dafür anbieten würden, prüfen die Planer im Rahmen ihrer Arbeit und geben eine entsprechende Empfehlung an die Stadtverwaltung. Zudem wird aus dem Teilnehmerkreis geäußert, dass Verkehrsberuhigungen in der Innenstadt zur Aufwertung des Wohnumfelds maßgeblich sind.
Anschließend wurde über Angebot und Nachfrage sowie die Qualität von Mietwohnungsraum im Kernort von Ohrdruf diskutiert. Der Bürgermeister berichtete von einem aktuellen Projekt in der Reinhardstraße, das in naher Zukunft umgesetzt werden wird und wo sowohl Gemeinschaftswohnanlagen entstehen als auch barrierefreie Wohnungen.
Ansonsten ist der Konsens, dass der Bedarf an Mietwohnungsraum sehr breit gefächert ist, da sowohl kleine und einfache, als auch größere und hochwertigere Wohnungen gesucht sind sowie barrierefreie Wohneinheiten. Die Ausgewogenheit am Wohnungsmarkt ist ein wichtiger Faktor für einen funktionierenden Wohnstandort. Um auf Anfragen regionaler
Investoren schnell reagieren zu können, ist es notwendig den Bedarf im Kernort bestmöglich beziffern zu können. Besonders im Segment des günstigen Mietwohnungsbaus finden sich jedoch häufig keine Investoren, sodass hier genossenschaftliche Modelle denkbar sind, um den Bedarf zu decken.
Aus dem Teilnehmerkreis wurde berichtet, dass das fehlende Angebot an geeigneten Wohnungen leider häufig dazu führt, dass beispielsweise junge Familien in umliegende Gemeinden abwandern, da sie in Ohrdruf keine passende Wohnung im 2-3-Zimmer-Segment finden. Eine Vorbildfunktion nimmt hier laut Teilnehmer die Goldbergstraße ein, in der Mietwohnungen in gutem Zustand und in verschiedenen Größen zu finden sind.
Vonseiten der Stadtverwaltung wurde berichtet, dass die Strategie verfolgt wird, sich auf bestehende Bebauungspläne zu konzentrieren und deren zügige Bebauung zu forcieren. Ein Beispiel hierfür ist das Baugebiet in Gräfenhain oder auch das Gebiet „Auf dem Schinds II“.
Die Tatsache, dass Mietwohnungsraum in Ohrdruf fehlt, lenkte die Diskussion zu der Frage, an welchen Stellen im Innenbereich des Kernorts Potenzialflächen existieren, die für eine Reaktivierung bzw. Bebauung infrage kommen. Hier wurde mehrfach das ehemalige Drushba-Gelände angesprochen sowie die Fläche der alten Feuerwehr oder das alte Bauhofgelände. Neben einer Wohnbebauung wären zumindest bei letzterem jedoch laut Bürgermeister Schambach auch zentrumsnahe Parkplätze denkbar (ebenso für den Schützenhof-Platz), um dem „gefühlten“ Parkplatzmangel vieler Anwohner entgegenzuwirken. Die TeilnehmerInnen stimmten der Anwohnerkritik jedoch nicht zu und waren einstimmig der Meinung, dass es im Zentrum ausreichend Stellplätze für private Pkw gäbe, wenn auch nicht immer direkt vor der eigenen Haustüre.
Das Thema (Verkehrs-)Infrastruktur ist eng mit dem Bereich Wohnen verknüpft, da hier zahlreiche Wechselwirkungen bestehen und ein Wohnstandort nur attraktiv ist, wenn die umgebende Infrastruktur vorhanden ist und funktioniert. Bezogen auf den Radverkehr reichte die Kritik von unbeleuchteten Wegen über schlechte Streckenführungen bis hin zu gefährlichen Situationen mit anderen Verkehrsteilnehmern (u.a. Bahnhofstr, Lindenaustr., Friedhof). Neben der geplanten sternförmigen Anbindung aller Ortsteile an den Kernort, von der der Bürgermeister berichtete, wurde der Vorschlag geäußert, Einbahnstraßen für den Radverkehr freizugeben oder Fahrradwegeverbindungen unabhängig von den bestehenden Straßenverbindungen zu planen und stattdessen durch kleine Querstraßen zu führen, die meist verkehrsberuhigter sind.
Die Idee der Errichtung von Mitfahrbänken wurde nicht nur von den BürgerInnen in den Ortsteilen begrüßt, sondern auch von den TeilnehmerInnen des Kernorts. Besonders für ältere Menschen wie auch für Jugendliche ist dies ein ergänzendes Mobilitätsangebot, das besonders bei einer Gemeindegröße der der drei Ortsteile gut funktionieren kann. Eine entsprechende Förderung ist bereits beantragt und wird derzeit geprüft. Zusätzlich sprach Bürgermeister Schambach auch das Modell von städtischen Carsharing-Flotten an, bei denen die Kommune sich ein oder mehrere Fahrzeuge anschafft und ihren BürgerInnen zum Leihen zur Verfügung stellt. Die Stadtverwaltung lässt diese Idee prüfen.
Auch E-Mobilität möchte die Stadt zwar fördern, jedoch müssen für die Installation von Ladesäulen Parkplätze ausgewählt werden, die dauerhaft und offiziell genutzt werden dürfen. Die Verbindung aller genannten nachhaltigen Mobilitätsformen kann zukünftig in sogenannten Mobilitätsstationen gebündelt werden, die den Umstieg vom einen (Pkw, Bus etc.) auf das andere Verkehrsmittel (Mitfahrbank, Carsharing etc.) vereinfachen und dadurch eine flexible Mobilität der Nutzer ermöglichen.
Des Weiteren wurde die Erreichbarkeit des Gewerbegebiets intensiv diskutiert sowie über die Problematik gesprochen, dass LKW-Fahrer ihre Fahrzeuge häufig nicht an den eigens hierfür eingerichteten LKW-Stellplätzen im Gewerbegebiet parken, sondern häufig in den innerstädtischen Wohngebieten. Hier gilt es ein Angebot zu schaffen (E-Roller, Carsharing), das es den Beschäftigten ermöglicht ihr Fahrzeug dort abzustellen und anschließend mobil in die Stadt zu gelangen.
Zuletzt diskutierte die Runde über das Thema Bahnstreckenreaktivierung, wobei der Konsens der Teilnehmer darin bestand, dass die Reaktivierung nur im Zusammenspiel mit dem Gewerbegebiet gelingen kann. Hier ist Ohrdruf insbesondere auf die nationale Verkehrspolitik angewiesen, denn nur bei entsprechender Förderung ist der Schienennetzbetrieb realistisch.
Haben Sie weitere Vorschläge? Dann nutzen die Kommentarfunktion am Ende des Beitrags! Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und spannende Diskussionen.
KommentareKommentare
abonnieren.